Kielfeder
  Petra Schier
 

Petra Schier





Bücher, von mir gelesen und empfohlen:
Die Eifelgräfin
Die Stadt der Heiligen
Der gläserne Schrein



Liebe Petra, vielen Dank, dass Du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast!

Zu Beginn erzähle doch bitte erst mal etwas über Dich!

Tja, da erzähle ich am besten das, was auch in meiner offiziellen Vita steht: Ich bin Jahrgang 1978, lebe mit meinem Mann und unserem Schäferhund Zeus in einer kleinen Gemeinde in der Eifel. Studiert habe ich Literatur und Geschichte und seit 2003 arbeite ich freiberuflich als Autorin (und nebenher auch als Lektorin, jedoch mittlerweile nur noch sporadisch für einen kleinen Verlag in der Eifel). Ich bin Mitglied im SYNDIKAT, bei DeLiA sowie bei Quo Vadis und pflege neben meiner Internetseite www.petra-schier.de auch noch einen Autorenblog und ein eigenes Forum (beides über die Homepage erreichbar). Außerdem findet man mich bei wer-kennt-wen.de, Facebook und Twitter.

 

Warum schreibst Du? Bist Du über das Lesen dazu gekommen, oder hast Du schon immer gerne Texte verfasst?

Beides würde ich sagen. Ich habe schon immer gerne gelesen, Auslöser war das Buch „Madita“ von Astrid Lindgren. Aber ich habe mir auch schon immer selbst Geschichten ausgedacht. Mit dem Schreiben habe ich im Grunde angefangen, als ich mit elf Jahren mein erstes Tagebuch geschenkt bekam.

 

Wie viele Anläufe hat es gebraucht, bis Dein allerstes Buch im Laden stand?

Na, ich würde sagen, so einige. Meinen ersten Roman habe ich während des Abiturs und der ersten beiden Studiensemester verfasst. Selbstverständlich habe ich ihn Verlagen angeboten und selbstverständlich wurde er überall mit Standardabsagen abgelehnt. Danach schrieb ich fleißig an verschiedenen Projekten und pflegte auch schon meine Autorenhomepage. Eines Tages, fast sieben Jahre später (!) wurde dann durch einen Zufall ein bekannter Literaturagent auf mich aufmerksam. Zu diesem Zeitpunkt war ich zwar (noch) nicht wieder auf Verlagssuche, hatte aber den Entwurf für einen historischen Roman, den der Agent anforderte und für so gut befand, dass er mich unter Vertrag nahm. Daraus ist dann mein erster Adelina-Roman „Tod im Beginenhaus“ entstanden, der 2005 bei Rowohlt erschienen ist.

 

Wie hast Du dich gefühlt, als frischgebackene Autorin?

Das Gefühl, zum ersten Mal das eigene, selbst geschriebene und tatsächlich veröffentlichte Buch in Händen zu halten, ist unbeschreiblich. Und das Wissen, dass von nun an viele Menschen genau dieses Buch lesen werden, noch viel mehr. Allerdings hat diese Freude bei den nachfolgenden Romanen nicht wirklich abgenommen. Ein neues Buch ist immer wieder aufregend und ein Grund zum Freudentanz.

 

Bis heute sind schon eine ganze Menge Bücher von Dir erschienen und es werden jährlich mehr. Hat man da auch Angst, in schon bekannte Muster zu verfallen, sich zu wiederholen?

Ja, diese Angst kann kommen. Deshalb habe ich nach dem dritten Band „Verrat im Zunfthaus“ 2008 auch zunächst mit der Adelina-Reihe Schluss gemacht und bin in andere Gefilde gewechselt. Nach zwei Aachen-Romanen und einer glücklichen Fügung im Verlagsprogramm hatte ich dann aber plötzlich wieder richtig Lust auf eine Fortsetzung, und die wird ja dann im August dieses Jahres als „Frevel im Beinhaus“ erscheinen.

Vor allem bei Trilogien und Reihen ist also eine gewisse Pause zwischendurch oft sinnvoll, auch wenn die Leser dann länger auf Nachschub warten müssen. Ansonsten denke ich aber, dass meine Geschichten doch immer so unterschiedlich angelegt sind, dass ich nicht in immergleiche Muster verfallen kann (es sei denn, das wäre geplant).

 

Benutzt Du beim Schreiben auch ein Synonymwörterbuch?

Ja, das lässt sich oft nicht vermeiden, wenn man die Sprache in einem Roman vielfältig gestalten möchte. Und nebenbei ist ein Synonymlexikon sehr lehrreich.

 

Warum gerade historische Krimis? Hast Du dafür einfach ein Faible?

Krimis an sich, also zeitgenössische, sind eigentlich nicht so mein Ding. Und die historischen Krimis haben sich auch eher zufällig ergeben, weil sich die jeweiligen Plots bzw. die historischen Gegebenheiten dafür einfach angeboten haben. Aber meine Romane sind ja nie reine Krimis, sondern beinhalten immer auch einer mindestens genauso wichtige Rahmen- oder Zweithandlung, und das ist mir auch sehr wichtig.

 

Wie viel „Petra Schier“ steckt in Deinen Figuren?

Das ist schwer zu sagen. Als Autor steckt man immer ein gewisses Maß an Herzblut und eigenen Erfahrungen in eine Figur. Das muss aber nicht bedeuten, dass man deshalb ähnliche oder gleiche Charakterzüge trägt.

 

 

Würdest Du gerne mal in die Vergangenheit reisen?

Ja, vielleicht schon. Ins späte Mittelalter, ins 17. Jahrhundert oder auch ins 18./19. Jahrhundert würde ich gerne mal einen Live-Blick werfen. Allerdings nur als Besucherin bzw. Beobachterin. Die vielen Bequemlichkeiten und auch die Freiheiten der heutigen Zeit würde ich wohl nur ungern eintauschen wollen.

 

 

Liest Du gerne? Welche Autoren stehen in Deinem Bücherregal?

Natürlich lese ich sehr gerne. Leider aber mehr beruflich und immer seltener privat, weil mir einfach die Zeit fehlt. Jane Austen mag ich ausgesprochen gern, aber ich mag auch z. B. die historischen Romane meiner Kolleginnen Andrea Schacht und Helga Glaesener. Und meine absolute Lieblingsautorin (und zugleich mein Vorbild in schriftstellerischer Hinsicht wie auch was den Erfolg angeht) ist Nora Roberts.

 

Was für Inspirationen brauchst Du zum Schreiben?

Zum Schreiben selbst eigentlich keine. Manchmal arbeite ich in der Stille, manchmal läuft passende (historische) Musik im Hintergrund. Zu den Weihnachtsbüchern schalte ich gelegentlich auch entsprechende Musik ein.

Als Inspiration zu neuen Ideen kann hingegen so gut wie alles dienen: ein interessantes Buch, ein Film, eine Dokumentation, ein Lied im Radio, eine Szene auf der Straße oder bei einer Geselligkeit oder oder oder. Und manchmal scheinen die Ideen auch einfach vom Himmel zu fallen.

 

Was ist so ein typischer Ablauf für Dich, wenn Du ein neues Buch schreiben möchtest?

Am Anfang steht natürlich zunächst einmal die Idee oder zumindest ein Thema. Dieses drehe und wende ich im Kopf so lange, bis ein konkretes Gerüst entsteht. Das kann ein paar Stunden, einige Tage oder auch Monate dauern. Parallel und um diesen Gedankenvorgang zu unterstützen, beginne ich dann auch schon mit der ersten Recherche, ich suche mir Informationen im Internet aber dann auch bald mehr in Bibliotheken. Um ein Gefühl für ein Thema, eine Zeit etc. zu bekommen, lese ich alles, was mir dazu relevant erscheint.

Wenn dann das Gerüst in meinem Kopf in etwa steht, verfasse ich ein Exposé auf drei bis fünf Seiten, um der geplanten Geschichte eine Struktur zu geben. Dieses Exposé erhält dann (in geschliffener Form) mein Agent, der es dann bei Interesse an den entsprechenden Verlag weiterleitet. Inzwischen spreche ich bei Rowohlt auch mit meiner Lektorin schon vorher über neue Ideen, um anzutesten, ob es sinnvoll ist, ein Exposé zu verfassen.

Wird das Exposé angenommen und ein Vertrag aufgesetzt, erhalte ich damit dann auch den Zeitrahmen, innerhalb dessen das Buch entstehen muss, sprich den Abgabetermin. Von da an geht es in die Detailrecherche. Zudem erstelle ich inzwischen für alle wichtigen Personen (und auch für die meisten Nebenfiguren) mehr oder weniger ausführliche Steckbriefe und Lebensläufe mit allen wichtigen und möglicherweise relevanten Informationen.

Das ist sehr viel Vorarbeit, hat sich aber sehr bewährt, um den Überblick zu bewahren.

Und ab einem bestimmten Zeitpunkt, den ich mir meist vorher ausgucke, beginnt dann das eigentliche Schreiben. Dabei kann ich mich dann am Exposé orientieren, allerdings muss man dazu sagen, dass sich so gut wie alle Geschichten in Sequenzen beim Schreiben noch einmal verändern. Figuren entwickeln sich anders als erwartet, es kommen neue hinzu oder fallen einige vorzeitig weg. Manchmal stolpert man auch erst beim Schreiben über Ungereimtheiten, sodass man am Plot etwas verändern muss. Solange der rote Faden erhalten bleibt, ist das aber nicht weiter schlimm und die Verlage wissen auch, dass das Schreiben nicht nach Schablonen verlaufen kann, sondern ein dynamischer Prozess ist. Solange man nicht die komplette Geschichte umwirft oder gar aus einem weiblichen Protagonisten einen männlichen macht (oder umgekehrt), ist das in Ordnung und wird auch toleriert. Der Rahmen sollte aber schon deshalb bestehen bleiben, weil der Verlag in der Regel schon ein Jahr im Voraus mit Katalogdruck und Werbung beginnt. Da kann man nicht einfach willkürlich den Vorschautext ändern oder Ähnliches.

 

 

Wie verbringst Du gerne Deine Freizeit? (Wenn Du nicht schreibst …)

Ich koche und backe sehr gerne, beschäftige mich mit meinem Hund, gehe mit ihm sehr gerne spazieren oder kümmere mich bei entsprechendem Wetter um den Garten.

 

Stehst Du gerne im Kontakt zu Deinen Lesern?

Für mein Leben gern! Die Leser sind ja genau die Menschen, für die ich meine Geschichten zu Papier bringe. Deshalb nehme ich sehr gerne Feedback entgegen und tausche mich so oft es geht mit meinen Lesern aus, ob nun per Email, Foren, Facebook & Co. oder bei Lesungen.

 

Was machst Du an regnerischen Wochenenden am liebsten?

Auf der Couch liegen und faulenzen, viel schlafen oder auch endlich mal wieder ein gutes Buch lesen.

 

Wie leicht fällt es Dir, dich von Deinen Figuren zu verabschieden?

Ich denke, das fällt niemals leicht. Bei Trilogien und Reihen kommt man allerdings auch nicht so schnell an den Punkt, sich verabschieden zu müssen. Dennoch ist es manchmal nötig und auch wichtig, um sich weiterzuentwickeln.

 

Leserfragen:

Rebecca K. aus Lunden fragt: Wie schafft man es, so viele Bücher in einem Jahr zu schreiben? Bei anderen Autoren liest man, dass sie nur eins im Jahr schaffen, da sie viel recherchieren müssen und dann keine Zeit mehr bleibt ein Neues anzufangen.

Es ist richtig, die Recherche nimmt einen Großteil der Zeit für ein neues Buch ein, wenn man sie gewissenhaft betreibt, was wohl die meisten Autoren anstreben. Allerdings sind nicht alle Autoren in der glücklichen Lage, sich ausschließlich aufs Schreiben konzentrieren zu können. Die meisten gehen in erster Linie noch einem Brotberuf nach. Ich bin seinerzeit kopfüber ins kalte Wasser gesprungen und habe mich selbstständig gemacht (mit der Unterstützung meines Mannes und anfangs etlicher Nachhilfe-Nebenjobs). Somit arbeite ich also Vollzeit an meinen Geschichten. Zudem habe ich mir eine eiserne Disziplin antrainiert: Ich schreibe (wenn ich an einem Manuskript arbeite) täglich sieben Seiten an fünf Tagen pro Woche. Das kann an guten Tagen zwei Stunden dauern, im Schnitt drei und an weniger guten Tagen auch schon mal bedeuten, dass ich spät abends noch am PC sitze. Ich höre aber nicht eher auf, bis ich dieses Pensum im Kasten habe. Andernfalls könnte ich die jeweiligen Abgabetermine gar nicht schaffen.

 

 

Anita F. aus Brake möchte gerne wissen, woher Sie die Ideen für ihre Bücher nehmen?

Wie weiter oben schon beschreiben, kann eine Idee von den unterschiedlichsten Reizen ausgelöst werden: ein Lied, ein Buch, ein Film, eine interessante oder auch ganz alltägliche Situation. Manchmal entdecke ich auch im Internet ein interessantes Thema oder auch bei der Recherche für einen Roman.

 

 

Anastasia aus Bulgarien fragt: Welches Buch liegt momentan auf Ihrem Nachttisch, Frau Schier?

Bis gestern lag da noch „Rückkehr nach Rivers’ End“ von Nora Roberts, das ich schon mehrfach gelesen habe. Und weil ich gerade so in der passenden Stimmung bin, werde ich als Nächstes von derselben Autorin noch einmal „Der Ruf der Wellen“ lesen. Vielleicht, weil das Wetter gerade so schön warm und sonnig ist.

 

Diana V. aus Bergheim ist gleich an mehreren Dingen interessiert: War das Schreiben schon immer ein Traum von Ihnen?

Wahrscheinlich schon. Geschichten haben mich seit meiner Kindheit begleitet. Wenn ich längere Zeit nicht schreiben kann, fühle ich mich unwohl. Es hat also vielleicht auch etwas mit „Berufung“ zu tun.

 

Gibt es bestimmte Plätze, an denen Sie am liebsten schreiben?

Der beste Platz zum Schreiben ist und bleibt der PC in meinem Arbeitszimmer. Da habe ich meine Handbibliothek und alle verfügbaren Informationen in Griffweite und die nötige Ruhe.

 

 

Bitte vervollständigen Sie den folgenden Satz: Schreiben ist für mich …

… lebenswichtig. Mein Kopf ist voller Ideen und manchmal kommt es mir so vor, als würden es täglich mehr. Dürfte ich sie nicht aufschreiben, würde es in meinem Kopf vermutlich bald aussehen wie in einem Albtraum von Hieronymus Bosch.

 

 

Susanne K.-L. aus Hof fragt: Ist "Die Eifelgräfin" ein für sich alleinstehender Roman oder evtl. der Beginn einer neuen Reihe?

Zur „Eifelgräfin“ ist noch eine (aber nur eine) Fortsetzung geplant. Näheres darf ich noch nicht verraten, denn der Vertrag wird gerade erst ausgearbeitet. Aber es wird noch etwa anderthalb Jahre dauern, bis dieses Buch erscheinen soll.

 

 

Neele aus Schüttorf und auch Andreas möchten wissen: Welche Voraussetzungen braucht man zum Schreiben?

Neben dem Quäntchen Talent, das nicht fehlen darf, muss man bereit sein, lebenslang zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Neunzig Prozent beim Schreiben bestehen aus Handwerk, das man lernen kann und muss. Und darüber hinaus braucht man neben Begeisterungsfähigkeit auch jede Menge Motivation und Durchhaltevermögen.

 

 

Kerstin M. aus Bindlach fragt: Welches Ereignis in Ihrem Leben hat sie am meisten für die Schriftstellerei geprägt?

Ich glaube, das kann man in meinem Fall nicht an einem bestimmten Ereignis festmachen. Mit elf Jahren erhielt ich mein erstes Tagebuch. Seither schreibe ich. Aber die Geschichten in meinem Kopf waren auch vorher schon da.

 

 

Frederike R. aus Berlin würde gerne erfahren: Woher nehmen Sie die Ideen für Ihre Bücher, besonders bei den Historischen. Interessieren Sie sich hauptsächlich nur für diese eine bestimmte Epoche?

Zu den Ideen allgemein: siehe oben. Gerade bei den historischen Romanen kommt es auch vor, dass ich bei der Recherche über neue Themen stolpere, die ich dann später weiter verfolge. Bei „Die Stadt der Heiligen“ war es aber wieder anders. Da bin ich auf der Suche nach interessanten Dingen einfach durchs Internet gesurft und zufällig auf der Seite des Aachener Domes gelandet. Das war 2007, und da wurde gerade über die kurz bevorstehende Heiligtumsfahrt berichtet, die in Aachen alle sieben Jahre stattfindet. Ich wurde neugierig, fand heraus, dass es diese Heiligtumsfahrt schon seit Jahrhunderten gibt: Damit war eine neue Idee geboren.

Es stimmt, dass ich mich momentan hauptsächlich im späten Mittelalter bewege. Dort kenne ich mich natürlich sehr gut aus. Aber es sind inzwischen auch schon Ideen zu anderen Epochen in meinem Kopf. Und Rowohlt ist da auch gar nicht abgeneigt, also lassen Sie sich überraschen! J

 

Ich bedanke mich im Namen aller fleißigen Fragesteller ganz herzlich für dieses Interview, liebe Petra, und wünsche Dir weiterhin viel Erfolg beim Schreiben!

 

 

 


 

Bücher, von mir gelesen und empfohlen:
Die Eifelgräfin
Die Stadt der Heiligen
Der gläserne Schrein

 
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